Villa Seeadler

next house

Villa Seeadler

Ostseebad Binz
Strandpromenade 42

Frühere Hausnamen: Keine

Architektur: Im Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert wird das Haus unter anderem wie folgt beschrieben: Dieses Gebäude weist eine historisch bedingte Gliederung in drei Hauptachsen auf, die ihrerseits wiederum weiter unterteilt sind. Dem dreigeschossigen Hauptbaukörper vorgelagert ist ein reich verzierter Loggienbau, der sich über die gesamte Hausbreite erstreckt. Diese Loggienkonstruktion nimmt die achsiale Gliederung des Hauptkörpers auf. Die linke Gebäudeseite und der Mittelbereich werden jeweils von einer dreiachsigen Giebelkonstruktion nach oben abgeschlossen, während auf der rechten Seite eine turmartige Konstruktion den Abschluss bildet. … Der schmiedeeiserne Zaun hat die wechselhaften Zeiten nicht überlebt; er wurde durch ein ähnlich schlicht ausgeführtes Holzpendant ersetzt.

Baujahr: 1901/02

Historie/Besitzer bis 1945:Im März 1901 stellte Herr G. Grams einen Bauantrag für ein Logierhaus an der Strandpromenade. Neben dem Grundstück stand bereits seit 1899 die Villa Salve. Das neue Logierhaus bekam den Namen „Seeadler“ und tauchte erstmalig 1902 im Binzer Wohnungsverzeichnis mit 40 Zimmern und 3 Küchen auf. Die Geschäfte führte Frau Grams über mehrere Jahre. 1913 wurde Frl. E. Vogel als Besitzerin benannt. Für die Kriegsjahre gab es keine Agaben.1920 übernahm Peter Lebek die Villa Seeadler: Die Pension 1. Ranges hatte neuzeitliche und sehr elegant eingerichtete Zimmer mit fließendem Warm- und Kaltwasser. Eine erstklassige Verpflegung wurde hervorgehoben. Bis 1939 gab es Angaben zu Peter Lebek als Besitzer.

Vor dem Hintergrund zunehmender Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs und der gravierend anwachsenden Versorgungsprobleme in den Städten wurden bis Kriegsende rund 2,5 Millionen Jungen und Mädchen in ländliche Gebiete evakuiert. Die 10- bis 14-Jährigen wurden zumeist klassenweise in einem von etwa 9.000 Lagern untergebracht. Das geschah auch in Binz in mehr als 15 Häuser, dazu gehörte auch die Villa Seeadler.

DDR-Zeit: 1953 erfolgte die Enteignung im Namen der „Aktion Rose“. Nachfolgend übernahm die NVA die Villa Seeadler als Erholungsheim Walter Empacher.

Nach 1990: Nach 1990 erwarb Willi Plattes mehrere Häuser an der Promenade, auch die Villa Seeadler.
Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen 1995/96 wurde das Gebäude den Erfordernissen der Neuzeit angepasst. Hierbei blieb die Grundstruktur der offenen seeseitigen Loggien unangetastet; die Stahlkonstruktion der Loggien mit umlaufender geschlossener Brüstung wurde jedoch als Holzkonstruktion mit senkrechter Stabbrüstung wieder aufgebaut. … (aus dem Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert).
Nach Modernisierung erfolgte der Verkauf der Appartements als Eigentumswohnungen, die seit 1997 touristisch vermarktet werden.

Heutige Nutzung: Ferienwohnungen und -appartements

Wissenswertes/Anekdoten: Bereits zu Beginn seines Daseins machte die Villa Schlagzeilen in der Stralsundischen Zeitung von 1902: Binz, 16. Januar (Einbruch) In unserem Orte sind schon auf mehreren Stellen Versuche gemacht worden, bei den Villen Einbrüche zu verüben. In der Mittwoch-Nacht versuchten zwei freche Menschen, auch bei der Villa „Seeadler“ hierselbst die Thüren zu erbrechen, wurden jedoch an ihrem Vorhaben durch die Bewohner des Hauses gehindert und so mußten sie unverrichteter Sache wieder abgehen.

Fotos: Sammlung Boy, Sammlung Binzer Bucht Tourismus, Binzer Bucht Tourismus/Christian Thiele

Text: Klaus Boy, Binzer Bucht Tourismus