Villa Seestern

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Villa Seestern

Ostseebad Binz
Strandpromenade 38

Frühere Hausnamen: Der Hausname „Villa Seestern“ wurde seit der Eröffnung bis heute beibehalten.

Architektur: Im Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert wird das Haus unter anderem wie folgt beschrieben: Konzeptionell ist dieses Gebäude als dreiachsiger, dreigeschossiger Massivbau mit zur Promenadenseite vorspringendem Mittelrisaliten angelegt worden. Die achsiale Gliederung des massiven Grundkörpers wird durch die vorgelagerten Holzloggien nahezu völlig verdeckt. …
Die Schmuckelemente der Holzloggien variieren über die einzelnen Etagen hinweg. Die Loggien im Erdgeschoss sind schon in einem frühen Stadium teilweise geschlossen worden und haben zu den Seiten hin einen gläsernen Witterungsschutz. …
Im einer ersten Umbauwelle erfolgt die Erweiterung des Hauses um ein Geschoß. Die einst vorhandenen Loggien werden völlig ausgebaut und zur Promenade durch eine Steinkonstruktion zu einer planen Gebäudefront geschlossen. … Im Zuge der Komplettsanierung der Jahre 1996/97 wird die Viergeschossigkeit beibehalten. Zusätzlich wird das Kellergeschoß zu einem vollwertigen Geschoß ausgebaut. Zahlreiche Elemente des Urzustandes werden wieder aufgenommen: Die … vorgelagerten Loggien aus Holz bzw. im Bereich des Mittelrisaliten aus Stahl … der turmartige Abschluss des Mittelrisaliten … Die Profilierungen des Putzes …

Baujahr: Um 1897

Historie/Besitzer bis 1945: Erstmalig wurde die Villa Seestern und ihr Besitzer Reinhold Nagel (Spediteur und Villenbesitzer) im Adressbuch Rügen von 1898 erwähnt. Im Wohnungs-Nachweis des Binz-Führers von 1905 hieß es: Villa Seestern mit 23 Zimmern und 3 Küchen und Besitzer Nagel. Vier Jahre später (1909) wurde die Villa als Pension und Weinstube unter Besitz von Herrn Nagel geführt.
1913 wechselte das Haus den Besitzer – auf L. Völcker. Sehr ausführlich wurde das Angebot im Führer „Praktische Winke – Ostseebad Binz Insel Rügen“ von 1925 beschrieben: Pension Seestern (Völker’s Weinstuben) Haus 1. Ranges, direkt am Strande. Gut eingerichtete Zimmer in jeder Preislage. Table d‘ hôte: an kleinen Tischen in den neueingerichteten vornehmen Weinstuben (Weine von C. Huth & Sohn, Berlin). Stallung. Autogarage. Mitte der 1920er Jahre hieß der Besitzer Benno Völcker, später auch Frau Völcker.
1933 (laut Grieben Reiseführer Band 65 Rügen mit Hiddensee, Stralsund, Greifswald, Stettin und Angaben für Automobilisten) wurde die Villa als Hotel-Pension geführt und konnte folgendes anbieten: Gut eingerichtete Zimmer mit Veranden und Seeaussicht. 1a Küche. Zeitgemäße Preise. Separate Bardinet-, Likör-, Wein- und Bierstuben. Elegante Tanzdiele. Gegebenenfalls steckte ein neuer Besitzer dahinter, der hier nicht benannt wurde. Im Wohnungsnachweis von 1934 und in einem Hausflyer des gleichen Jahres wurde ein G. v. Lieres als Besitzer aufgeführt. Wie ein Schreiben von 1934 belegte, hatte der Besitzer v. Lieres immer einen sehr persönlichen Kontakt zu seinen Gästen:
„Binz, den 5.6.34 Herrn H. von Katzler Wentorf. Sehr geehrter Herr von Katzler!
Ihnen für Ihr Schreiben vom 1.d.M. bestens dankend, freue ich mich sehr, dass Sie im August zu uns kommen wollen. Ich bin daher bereit, Ihnen für die beiden gewünschten Zimmer in der 2. Etage (1 Vorder-Eck-Zimmer mit anschliesendem zweiten Zimmer für die beiden Kinder) einen täglichen Pensionspreis von zusammen 20 M. zu berechnen. … In der Hoffnung, dass es Ihnen hier bei uns gut gefallen wird, bleibe ich zugleich mit der Bitte, mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin bestens empfehlen zu wollen. mit deutschem Gruss Ihr sehr ergebener G.v.Lieres“

DDR-Zeit: Im Unterkunfts-Verzeichnis „Ostseebad Binz Insel Rügen“ vom Sommer 1950 hieß es: Hotel Seestern Inh. v. Lieres, 30 Betten. In den Folgejahren hatte der Betrieb „VEB Elektroprojekt und Anlagenbau Berlin“ die Villa Seestern als Betriebs-Ferienheim genutzt.

Nach 1990: Nach 1990 übernahm Willi Plattes aus Köln mehrere Strandvillen, darunter auch die Villa Seestern. Es erfolgte 1997 eine umfassende Sanierung. Die Eigentumswohnungen wurden verkauft und werden heute überwiegend touristisch genutzt.

Heutige Nutzung: Ferienwohnungen und -appartements

Wissenswertes/Anekdoten:
Dass es Mitte der 1930er Jahre in der Villa Seestern vergnügt zuging, zeigte das Inserat im Binz-Führer „Praktische Winke – Ostseebad Binz auf Rügen“ von 1935: … Besuchen Sie abends im Hotel „Seestern“ Strandpromenade die TANZDIELE. Vornehme Wein- und Bierstuben, Likörbüffet. Urfidele Stimmungs-Kapelle. Lustige Vorträge. … Auch Hausbälle standen auf der Tagesordnung.

Fotos: Sammlung Boy, Lutz Grünke, Sammlung Binzer Bucht Tourismus

Text: Binzer Bucht Tourismus