Villa Strandburg

next house

Villa Strandburg

Ostseebad Binz
Strandpromenade 36

Frühere Hausnamen: Keine

Architektur: Im Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert wird das Haus unter anderem wie folgt beschrieben: Einem massiven, zur Strandpromenade hin traufständigen dreigeschossigen Kernbereich ist ein aus verschiedenartigen Elementen bestehender Erweiterungsbau vorgelagert, der sich in vier wesentliche Bestandteile gliedern lässt: An der südlichen Gebäudeecke befindet sich ein zweigeschossiger, einachsiger Vorbau mit angedeutetem Walmdach, der nach Norden von einem dreigeschossigen giebelständigen Element fortgesetzt wird, das in den unteren beiden Geschossen von einer jeweils einachsig erscheinenden Fensterkonstruktion dominiert wird. Im zweiten Obergeschoß löst sich die Anordnung der Fenster in eine Zweiachsigkeit auf. Den Abschluss nach oben bildet ein in den Putz eingelassener Treppengiebel. … Zwischen den einzelnen Geschossen wird der Putz durch Zierbänder mit angedeuteten Säulen aufgelockert. – Den Abschluss nach Norden bildet ein viergeschossiger Fachwerkturm mit Walmdach. …

Baujahr: Um 1896

Historie/Besitzer bis 1945: Am 17. Juli 1896 erschien im „Rügenschen Kreis- und Anzeigenblatt“ eine Bauanzeige für das Logierhaus. Als Besitzer wurde ein Herr Leue genannt. Hierbei handelte es sich um den Hotelier Gustav Leue, der 1890 den „Goldenen Löwen“ als erstes Hotel in der Wilhelmstraße (heute Hauptstraße) eröffnete und dieses 1897 an Gottlieb Buttermann verkaufte. Die „Strandburg“ wurde 1897 in Müllers Rügenführer aufgeführt. Gustav Leue empfahl seine Villa mit 24 Zimmern und 3 Küchen direkt an der Strandpromenade (im Jahr 1901). Später übernahm seine Frau Clara die Geschäfte (1911 – Wwe. Clara Leue). Sie warb mit folgendem Angebot:
Villa Strandburg. Direkt am Strande den Bädern gegenüber, unweit der Landungsbrücke und Wald. Helle große komfortabel eingerichtete Zimmer mit Balkons und Veranden. Elektrisch Licht. Auch Wohnung mit Küche. Mit und ohne Pension. Vor- u. Nachsaison bedeutend billiger Bes. C. Leue (aus dem Binz-Führer „das nordische Sorrent“ von 1911). 1921 gab es einen Verwalter E. Leue.
In den Mitte der 1920er Jahren übernahm Julius Brodke, Hoflieferant, das Haus als Dependance „Villa Strandburg“. Zugleich führte er das Nachbargebäude – Hotel „Am Meer“ (heute: Jugendherberge) als altbewährtes vornehmes Pensionshaus mit Wein- und Bier-Restaurant und Gartenterrasse (aus den Binz-Führern „Praktische Winke“ von 1925 und 1928). Auch in den Folgejahren wurde die Villa Strandburg zusammen mit dem Hotel Am Meer beworben, in den 1930er Jahren mit der Angabe: Besitzer Geschwister Brodke. Es ist anzunehmen, dass in den letzten Kriegsjahren das Haus für die Kinderlandverschickung genutzt wurde.

DDR-Zeit: Anfänglich waren hier wie in vielen Logierhäusern Flüchtlinge untergebracht. Im Unterkunfts-Verzeichnis „Ostseebad Binz Insel Rügen“ vom Sommer 1950 wurde das Haus wie folgt aufgeführt: Fremdenheim Strandburg, Inh. Liesegang, 10 Betten.
1957 hat die Familie von Julius Brodke (nach Aussage der Enkelin Frau Liesegang) die Strandburg an den VEB Starkstromanlagenbau Halle verkauft, die es bis 1990 als Betriebs-Ferienheim nutzten.

Nach 1990: Als Folge zahlreicher tiefgreifender Umbaumaßnahmen sind nur wenige der einst prägenden Merkmale dieses inzwischen komplett aus vier Vollgeschossen bestehenden Gebäudes erhalten geblieben. Die ursprüngliche achsiale Gliederung wird von der gänzlich verschlossenen Front ansatzweise wieder aufgenommen, wobei dem Baukörper eine vierachsige offene Holzloggienkonstruktion vorgelagert ist, die sich auf das hervorspringende Erdgeschoß abstützt. Die Ladenzeile im Erdgeschoß nimmt mit den Rundungen über den Fenstern den historischen Ansatz wieder auf (aus dem Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert).
Das Gebäude wurde nach 1990 saniert. Heute befinden sich Ferienwohnungen und – appartements in der Villa.

Heutige Nutzung: Ferienwohnungen und -appartements sowie Geschäfte

Fotos: Sammlung Boy, Lutz Grünke, Sammlung Binzer Bucht Tourismus, Binzer Bucht Tourismus/Christian Thiele

Text: Klaus Boy, Binzer Bucht Tourismus