Seeschloss

next house

Seeschloss

Ostseebad Binz
Strandpromenade 5

Frühere Hausnamen: Keine

Architektur: … Im Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert wird das Haus unter anderem wie folgt beschrieben: Zusammen mit den Häusern „Ostsee“ und „Strandhotel“ bildete dieses von Wilhelm Klünder Ende der achtziger Jahre des vorletzten Jahrhunderts errichtete Gebäude (Nachtrag: „Seeschloss“) einen wichtigen Bestandteil der alten großen Pensionshäuser an der Binzer Strandpromenade. Die Front des dreizehnachsigen traufständigen Massivbaus wurde von einem asymmetrisch eingefügten Risaliten unterbrochen, der sowohl aus der Gebäudeflucht als auch aus der Dachkonstruktion hervortrat. … Vor dem massiven dreigeschossigen Baukörper befand sich eine hölzerne Loggienkonstruktion, die in ihrer gesamten Breite offengehalten war und nahezu gänzlich auf den Einsatz von Zierelementen verzichtete. Lediglich die hölzerne Brüstung mit horizontalen Verkleidungen sowie die oberen Abschlussleisten haben eine gewisse Auflockerung der strengen Formen herbeigeführt.

Baujahr: Um 1891

Historie/Besitzer bis 1945: Wilhelm Klünder, der das erste Hotel am Strand 1883 (Strandhotel, heute Grand Hotel) baute, setzte seine Bautätigkeit in den Folgejahren fort. 1891 folgte das Hotel Seeschloss. Bereits in Griebens Reisebuch „Die Insel Rügen 1896“ wurde es in den höchsten Tönen angepriesen:
Hotel Seeschloss. Erstes Hotel am Ort, direkt an der Landungsbrücke. 70 komfortabel und nach der Neuzeit eingerichtete Logierzimmer mit prachtvollen Balkons und Veranden, elegantem Speisesaal. Grosse Restaurationshalle im schattigen Garten, direkt am Strande der Ostsee gelegen. … Vorzüglich Küche, Gute Bedienung. Billigste Preise. Besitzer: W. Klünder, ältester Wirt.
1909 gab es im Binz-Führer einen neuen Besitzer: Ernst Siemon, der Klünder’s Hôtel Seeschloß empfahl und somit auch an den Erstbesitzer erinnerte. Das „Seeschloß“ blieb in den Folgejahren in Besitz der Familie Siemon, jedoch wurde 1911 konkret Ferdinand Siemon, auch Besitzer des Hotels Kaiserhof, aufgeführt. Mitte der 1920er Jahre war Frau Christine Bahn Besitzerin. In den „Praktischen Winken – Ostseebad Binz auf Rügen“ von 1925 hieß es dazu: Hotel Seeschloß. Haus ersten Ranges an der Strandpromenade und am Hochwald gelegen. Ausblick auf die See. 60 Zimmer. Täglich Konzerte. Reunions im Hause. Autogaragen. Stallungen. Elektr. Licht. Gute Küche. Fernsprecher 1, Bes. Frau Chr. Bahn.
1928 wurde als Inhaber Colmsee-Gieseke benannt, der sowohl das Hotel Seeschloss als auch das Hotel Colmsee gemeinsam vermarktete.
Unklar ist, ob eventuell Christine Bahn das Hotel nur zum Betreiben und Verwalten an Colmsee-Gieseke übergab, sie jedoch weiterhin Besitzerin blieb.
Sie (Christine Bahn, auch langjährige Eigentümerin der Villa Salve) tauchte nämlich 1935 im Binz-Reiseführer „Praktische Winke“ wieder als Besitzerin auf: Hotel Seeschloss. Strandpromenade und am Hochwald. Langjährige Eigentümerin Frau Christine Bahn. Einziger Garten am Strande. Eigene Konditorei. Altbewährtes, vornehmes Pensionshotel. Erstklassige und reichliche Verpflegung. Zeitgemäße Preise für Zimmer mit voller Verpflegung. Vor- und Nachsaison ermäßigte Preise. Auch Zimmer ohne Verpflegung. Sämtliche Zimmer mit fließendem warmen und kalten Wasser. Zentralheizung. Bad im Hause. Autogarage, Stallung für Reitpferde, Privatauto.

DDR-Zeit: Aus dem Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert: Bedingt durch die allgemeine Entwicklung der sechziger und siebziger Jahre fand eine umfangreiche Veränderung des Gebäudes zum damaligen FDGB-Heim „Seeschloß“ statt, in deren Folge die Loggienkonstruktionen als besonders prägende Elemente aus der Gebäudefront entfernt wurden.
Das Seeschloss Binz war das erste Ferienheim des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) in Binz.

Nach 1990: Das Gebäude ist zugunsten eines modernen Neubaus (dem alten Gebäude nachempfunden) abgerissen worden. (Info aus dem Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert).

Heutige Nutzung: Appartementhaus mit Ferienappartements

Wissenswertes/Anekdoten: Etwa um 1900 wurde eine Brücke, die sogenannte „Klünderbrücke“, vor dem Hotel „Seeschloß“ gebaut. Bald stellte man fest, dass der Bootssteg zu kurz und das Wasser an dieser Stelle zu flach ist. Eine größere Brücke musste her. Im Jahr 1901 beschloss die Gemeinde Binz den Bau einer Landungsbrücke in Verlängerung der Wilhelmstraße (heute Hauptstraße). Nach einem Projekt der Berliner Firma Haverstadt & Contag wurde der Bau ausgeführt und kostete 130.000 Reichsmark. Am 22. Juli 1902 wurde das 560 Meter lange Bauwerk nach einer rekordverdächtigen Bauzeit von nur zwei Monaten feierlich eröffnet. Am Brückenkopf der Landungsbrücke konnten nun Schiffe mit einem Tiefgang von mehr als vier Metern anlegen.

Fotos: Sammlung Binzer Bucht Tourismus, Lutz Grünke

Text: Binzer Bucht Tourismus