Villa Boeckmann (heute Villa Strandeck)

next house

Villa Boeckmann (heute Villa Strandeck)

Ostseebad Binz
Strandpromenade 3

Frühere Hausnamen: Villa Boeckmann, Villa Waldfrieden

Architektur: Im Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert wird das Haus unter anderem wie folgt beschrieben: In den Entstehungsjahren verkörpert dieses Fremdenheim einen zweigeschossigen Massivbau mit der an verschiedenen anderen Stellen vergleichbar anzufindenden dualen Gliederung der seeseitigen Fassade in einen zweiachsigen Risaliten und ein sich anschließende vierachsige Loggienkonstruktion. … Auf beiden Seiten schließen sich Loggien in unterschiedlicher Gestaltungsform an – auf der linken Seite als viereckige rechtwinklige Konstruktion, auf der rechten Seiten hiervon abweichend in semihexagonaler Ausprägung. Bis Ende der 30-er Jahre wird das Haus durch Aufstockungsarbeiten um eine Etage nach oben erweitert. Gleichzeitig erhält der Risalit einen turmartigen oberen Abschluss. …

Baujahr: Um 1889

Historie/Besitzer bis 1945: Das Haus, wohl die älteste Fremdenpension am Strand, wurde voraussichtlich um 1889 von einem Herrn von Boeckmann gebaut (Die Angaben zur Gründungszeit sind in der Literatur etwas widersprüchlich, es könnte auch 1890 gewesen sein). Es hatte anscheinend anfänglich noch keinen Namen – so sprach man in Griebens Reiseführer „Die Insel Rügen“ 1894 unter der Rubrik „Besonders gelobt werden die Logierhäuser:“ von „das von Boeckmann am Strande“. So kam auch der Name „Villa Boeckmann“ sowie „Weinstube von Boeckmann“ (1897 im Rügenführer von Müller) zustande. 1901 entschied sich Herr von Boeckmann dann für den Hausnamen „Waldfrieden“, passend zur exponierten und einmaligen Lage. Im Binz-Führer von 1911 hieß es wie folgt:
Pension Waldfrieden, älteste Fremdenpension am Strande unmittelbar am Laub- u. Nadelwald gelegen, stille, geschützte, bevorzugte Lage. Allgemein anerkannt, gute Verpflegung. Elektrisch Licht, Wasserleitung, Kanalisation, Garten, Glasveranden, Balkons. Juni und September Zimmerpreise bedeutend ermäßigt. Trinkgelder werden in Rechnung gestellt. Besitzer: von Boeckmann.
Mitte der 1920er Jahre wurde das Logierhaus an den Besitzer K. Lehfeld veräußert (nachweislich im Wohnungsverzeichnis von 1924), der es als Fremdenheim „Waldfrieden“ weiterführte. 1934 kam es durch Herrn Lehfeld zur Namensänderung. Villa „Strandeck“ hieß es seitdem und auch heute noch.

DDR-Zeit: Zu DDR-Zeiten wurde es unter anderem als Wohnhaus genutzt.

Nach 1990: Die Sanierungsarbeiten der jüngsten Vergangenheit haben zu leichten baulichen Veränderungen der promenadenabwärts gerichteten Seite geführt – zusätzliche Fenster im Mauerwerk, ein nicht die ursprüngliche Tiefe erreichender Seitenrisalit sowie der zurückversetzte Giebel mit vorgelagertem offenen Balkon sind Zeugen dieser Maßnahmen (aus dem Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert).

Heutige Nutzung: Ferienwohnungen und -appartements

Wissenswertes/Anekdoten: Eine Postkarte vom 2. August 1906 zeigt, dass entweder internationale Gäste bereits damals in der Fremdenpension abstiegen oder Sommerfrischler ihren Freunden oder Verwandten in Schweden einen lieben Urlaubsgruß sendeten. So schrieb Lisa und Telle an Svea Svenson in Norrköping: „Jag mår bra. Här är vackert. Och vi plockar svamp. Men jag badar varje dag. Här bor vi. Hälsningar …“
Frei übersetzt: Es geht mir gut. Hier ist es schön. Und wir sammeln Pilze und ich gehe jeden Tag baden. Wir wohnen hier (wohl auf die Vorderseite der Postkarte mit einem Bild von der Pension Waldfrieden bezogen). Grüße …

Fotos: Sammlung Boy, Lutz Grünke, Sammlung Binzer Bucht Tourismus

Text: Binzer Bucht Tourismus