Villa Meeresgruss

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Villa Meeresgruss

Ostseebad Binz
Margaretenstraße 19

Frühere Hausnamen: Der Hausname „Villa Meeresgruss“ wurde seit der Eröffnung bis heute beibehalten.

Architektur: Im Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert wird das Haus unter anderem wie folgt beschrieben: „Auch dieses Gebäude weist einige stilistische Besonderheiten auf, die nicht zuletzt aus seiner Ecklage resultieren. Grundlage bildet ein dreigeschossiger Massivbau, dem großflächig Loggien vorgelagert sind. Der Grundkörper besteht aus zwei rechtwinklig zueinander angeordneten
Seitenflügeln, deren Verbindung über eine diagonal verlaufene einachsige Eckfront erfolgt. Das Dach ist zur Lottumstrasse giebelständig angeordnet und wird von einem kleinen Zierelement abgeschlossen. Der zentrale Eingang befindet sich auf der Gebäuderückseite.“

Baujahr: 1902

Historie/Besitzer bis 1945: Die Familie Hans Carl und Friederike Andres haben erstmals im Jahre 1903 Gäste im Fremdenheim „Haus Meeresgruß“ empfangen. In den Sommermonaten wurden die 19 Zimmer nebst Wohnküche an Urlauber aus ganz Deutschland vermietet. Die Zimmer variierten in ihrer Größe und gestatteten durch Verbindungstüren auch den Aufenthalt von eigenem Personal. Der im Kellergeschoss befindliche Küchentrakt war durch einen Aufzug mit den Zimmern verbunden und machte eine Verpflegung zu allen gewünschten Mahlzeiten möglich. Zu einem unbeschwerten Aufenthalt am Meer trugen auch die über 100 eigenen Strandkörbe bei, die ebenfalls vermietet wurden. Der Familien Andres wurden zwei Kinder geschenkt, Tochter Elli und Sohn Bruno. Bruno setzte die Familientradition als Fischer fort und verdingte sich zusätzlich als Taxifahrer. Seine Ehefrau Hedwig unterstützte die Schwiegereltern im Pensionsbetrieb. Im Jahre 1945 kehrte Bruno nicht aus dem Krieg zurück, seine Frau verstarb im gleichen Jahr an Typhus.

DDR-Zeit: Die drei Enkelkinder aus der Ehe von Bruno und Hedwig wuchsen bei ihren Großeltern Hans Carl und Friederike auf. Auch im Haus Meeresgruß wurden Flüchtlinge einquartiert. Fünf unbeheizte Zimmer konnten während der Sommermonate weiterhin privat vermietet werden. 1949 mussten auch diese Zimmer an den Feriendienst des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) abgetreten werden. Um der „Aktion Rose“ zu entgehen, flüchtete Großmutter Friederike mit einem Enkel für ein knappes Jahr in die Bundesrepublik Deutschland. Nach Rückkehr erhielt sie ihr Eigentum zurück. Für den Feriendienst vermietete Friederike Andres wenige Zimmer. Nach ihrem Tod 1964 führte dies eine ihrer Enkeltöchter bis 1990 weiter. Die restlichen Räumlichkeiten wurden für Wohnzwecke genutzt. Ende der 1980er Jahre erhielt das Haus den Status des Denkmalschutzes.

Nach 1990: 1991 wurde das Haus von den Erben an Hamburger Investoren verkauft, welche das Haus sanierten. Im Oktober 1994 eröffnete das Haus als Hotel und wurde bis 2015 über die Centralhotel-Kette mitgeführt. Seit März 2015 betreiben Julia und Thomas Adrian das Hotel.

Heutige Nutzung: Privatgeführtes Hotel garni

Wissenswertes/Anekdoten: Die Villa Meeresgruss hat umlaufende Balkone, was unter anderem das Besondere des Hauses ausmacht. Sehr schön anzusehen ist auch das alte Treppenhaus.

Fotos: Sammlung Meeresgruss, Sammlung Boy, Lutz Grünke, Thomas Adrian, Binzer Bucht Tourismus/Christian Thiele

Text: Lothar Beyer (ϯ), Binzer Bucht Tourismus