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Haus Charlotte
Haus Charlotte
Ostseebad BinzHauptstraße 4
Frühere Hausnamen: Vermutlich Titania
Architektur: Das Gebäude in Quaderform hat einen querliegenden Giebel als Auflockerung, ist weiß und mit hölzernen Vorbauten versehen, die durch florale Muster aufgewertet wurden.
Baujahr: Vermutlich um 1901/1902
Historie/Besitzer bis 1945: Das Haus Charlotte hieß wohl anfänglich Villa Titania. Unter diesem Namen tauchte im Wohnungsverzeichnis von 1902 die Villa in der Wilhelmstraße 20 auf – mit dem Besitzer Friebel. Kurz darauf wurde Haus und Grundstück verkauft. 1903 hieß die Villa laut Wohnungsverzeichnis in der Wilhelmstraße 20 „Charlotte“. Ihre Besitzerin war Frau M. Karstädt, die das „feinbürgerliches Fremdenheim“ führte und auch in den Folgejahren benannt wurde. So im Binz-Führer von 1909: Villa Charlotte Wilhelmstraße. direkt der Post gegenüber, 2 Minuten vom Strande in nächster Nähe des Waldes, bietet Kurgästen und Durchreisenden frdl. Aufnahme u. angenehmen Aufenthalt bei coulanter aufmerksamer Bedienung. Beste Referenzen! Besitzerin M. Karstädt. Die besten Referenzen wurden später durch Empfehlungen, zum einen vom Reichsbund der höheren Beamten, als auch vom Nationalen Verband Deutscher Offiziere, unterstützt. Mitte der 1930er Jahre hieß es konkret im Binz-Führer „Praktische Winke“ (1935): Villa Charlotte. Altbekanntes, feinbürgerliches Fremdenheim. Vormals Vertragsheim des Reichsbundes der höheren Beamten, von Akademiker- und Offizierskreisen bevorzugt. Bietet Familien und Einzelpersonen, die sich auch außerhalb ihres Hauses wohl fühlen wollen, beste Aufnahme. Nächste Nähe von Wald und See. Zimmer z.T. mit warm. und kalt. fließend. Wasser. Bad. Bekannt durch gute Küche. Auf Wunsch Diätkost oder individuelle Verpflegung. Solide Preise. Näheres und Prospekte durch die Besitzerin Frau verw. Geh. Justizrat Gerhard geb. Karstädt …
Ab 1937 hieß die Besitzerin Frau Liddy Gerhard (evt. eine Verwandte der vormaligen Besitzerin Frau verw. Geh. Justizrat Gerhard geb. Karstädt). Im Jahr 1939 wurde Frau Charlotte Tzschachmann im Wohnungsverzeichnis als Besitzerin erwähnt. Diese ist auch auf einem alten Hausprospekt zu finden, mit dem Hinweis „seit 1902 im Familienbesitz“.
DDR-Zeit: Im Unterkunfts-Verzeichnis „Ostseebad Binz Insel Rügen“ vom Sommer 1950 hieß es: Fremdenheim Charlotte Inh. Glatz, 24 Betten. Später wurde das Haus zu Wohnzwecken genutzt.
Nach 1990: 1996 erwarb Familie Padur die Villa. Unter fachmännischer Leitung erfolgte von 1997 bis 1999 eine umfangreiche Rekonstruktion. Bis auf die Außenmauern blieb fast nichts stehen. Alles Erhaltenswerte wurde sorgfältig demontiert, aufgearbeitet und später dann wieder eingebaut. 1999 wurde das Haus Charlotte mit Ferienappartements wieder eröffnet.
Heutige Nutzung: Familiengeführtes Appartementhaus
Wissenswertes/Anekdoten: Im Reiseführer „Praktische Winke – Ostseebad Binz auf Rügen“ von 1925 wurde unter anderem die besondere Küche hervorgehoben: … Bekannt durch vorzügliche Küche. Specialabteilung für Diätkost im Dr. Lahmann’schen Sinne. (Magen-, Darm-, Zuckerkranke etc.) Ärztlich empfohlen. …
Zur Erklärung: Aus dem Buch „Die Diätische Blutentmischung als Grundursache der Krankheiten“ von Heinrich Lahmann (1905) – Lahmann entwickelte mit schlüssigen Begründungen den Zusammenhang zwischen diätetischen Fehlern und den hinreichend bekannten Zivilisationskrankheiten (Rheuma, Gicht, Schlaganfall, Kurzsichtigkeit, Krebs, und nicht zuletzt – ”Schönheitsmangel“). Lahmanns Erkenntnisse über die Vitalität der Nährsalze und die Entdeckung der Kohlensäurestauung im Gewebe als Grundursache unserer Zivilisationskrankheiten sind bis heute in ihrer Bedeutung für unsere Lebensweise nicht erkannt worden.
Fotos: Sammlung Boy, Sammlung Binzer Bucht Tourismus
Text: Klaus Boy, Familie Padur, Binzer Bucht Tourismus