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Villa Bon Séjour
heute Villa Strandblick
Villa Bon Séjour
Ostseebad BinzStrandpromenade 21
Frühere Hausnamen: Villa Bon Séjour, Haus Kronprinz Wilhelm, Haus Kelch, Haus Miramare, Palast-Hotel
Heute: Villa Strandblick
Architektur: Im Buch „Pommersche Bäderarchitektur“ von Wolfgang Schneider & Torsten Seegert wird das Haus unter anderem wie folgt beschrieben: Dieses massiv errichtete Gebäude folgt in seiner Struktur dem Muster, das von Gebäuden wie Haus Sirene, Villa Baltic … vorgegeben wird: Einem nahezu kubischen Grundkörper sind an den Seiten und an der promenadenseitigen Front Loggienkonstruktionen vorgelagert. In seiner Grundstruktur handelt es sich hierbei um einen dreigeschossigen Bau, der auf der Promenadenseite sechsachsig ausgeprägt ist. Die beiden Mittelachsen treten risalitförmig aus der Gebäudefront heraus. Den oberen Abschluss bildet eine attikaartige Konstruktion, die an den Eckpunkten von vasenförmigen Gebilden ergänzt wird. … Ergänzend ist die Attikaausbildung im Bereich des Risaliten durchbrochen ausgeführt, so dass eine gewisse Transparenz der Konstruktion entsteht. Der Gebäudefront vorgelagert ist eine offene Loggienanordnung aus Metall.
Baujahr: Um 1902/03
Historie/Besitzer bis 1945: Die Villa Bon Séjour (frei übersetzt: Schöne Residenz oder hab einen angenehmen Aufenthalt) wurde um 1902/03 erbaut und hatte im Laufe ihres Daseins viele, verschiedene Hausnamen, wahrscheinlich auch auf wechselnde Besitzer zurückzuführen. Was immer blieb: Die Villa war ein Logierhaus, meist mit einer gastronomischen Einrichtung verbunden.
Am 21. März 1903 hatte der Eigentümer, ein Herr Chr. Damp, die Fertigstellung des Rohbaus im RKA (Rügensches Kreis- und Anzeigenblatt) angezeigt. Mit Eröffnung des Logierhauses bot er 20 Zimmer und eine Küche an.
1909 wurde die Villa ausführlich im Binz-Führer beschrieben: Villa Bon Séjour direkt am Strand, in nächster Nähe der kalten und warmen Seebäder. Der Neuzeit entsprechend gut eingerichtete Zimmer mit Balkons. Elektrisches Licht, Wasserleitung, Kanalisation. Saison von Anfang Mai bis Ende Oktober. Beste Empfehlungen. … Bes.: C. Damp. Voraussichtlich 1917 gab es eine Namensänderung. Das Haus hieß Kronprinz Wilhelm, Chr. Damp war immer noch Besitzer.
Ab 1920 wechselte der Eigentümer. Paul Kelch führte die Villa und verpasste sogleich dem Gebäude seinen Namen. Im Wohnungsverzeichnis stand: Villa Kelch, Besitzer Kelch, 22 Zi., keine Küche, und ergänzend in der Werbeanzeige „Konditorei und Café Haus Kelch“.
Ein paar Jahre später war die Beschreibung etwas ausführlicher wie folgt:
Pension Haus Kelch ersten Ranges. Direkt am Strande gelegen, zwischen der Landungsbrücke und dem Familienbade. Eigene Konditorei und Kaffee. Konzert- und Tanzdiele. Sämtliche Zimmer mit Seeaussicht. Anerkannt erstklassige Verpflegung. Besitzer: Paul Kelch (aus dem Binz-Führer „Praktische Winke“ von 1924 und 1925).
In den 1930er Jahren wurde daraus Hotel Miramare, Hotel ersten Ranges mit Restaurant, Weinstube und Café (Besitzer: Max Böhm, 1935).
Kurz danach tauchte die Villa als Palast-Hotel auf, mit Besitzer Herrmann Stamer. In einer Werbeanzeige von 1937 wurde auch zum Tanztee geladen.
DDR-Zeit: Zu DDR-Zeiten befanden sich in der Villa unter anderem Mietwohnungen sowie eine Gaststätte. In der 1950er Jahren war es zunächst die HO-Gaststätte „Strandkasino“, später wurde daraus die HOG „Zum Goldbroiler“.
Nach 1990: Die Villa wurde saniert und mit Ferienwohnungen sowie -appartements ausgestattet. Sie erhielt den unverfänglichen Namen „Strandblick“. 2020 sind an der Villa neue Metallgeländer an den Balkons und Terrassen angebracht worden. Es ist anzunehmen – in Anlehnung an vergangene Zeiten.
Heutige Nutzung: Ferienwohnungen und -appartements
Wissenswertes/Anekdoten: In der Villa befand sich zu DDR-Zeiten die berühmte Goldbroiler-Bar – beliebt bei Groß und Klein. Und für das Vergnügen gab es dreimal die Woche Tanz, ein populärer Treff für Urlauber.
Foto: Sammlung Binzer Bucht Tourismus, Klaus Boy, Stephan Zobler, Lutz Grünke, privat
Text: Klaus Boy, Binzer Bucht Tourismus